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advides AG wieder handlungsfähig

Nach monatelangem Stillstand wegen der Beschlussunfähigkeit des Aufsichtsrates ergänzte das Amtsgericht Charlottenburg mit der Bestellung von Dipl.-Ing. Thoralf Schapke durch Beschluss vom 19. Juni 2023 den Aufsichtsrat der advides AG auf die satzungsgemäße Zahl von drei Mitgliedern.

Die schwierige Lage der Gesellschaft mit einem nicht beschlussfähigen Aufsichtsrat und einem nahezu existenzbedrohenden Fehlschlag einer Kapitalmaßnahme ging darauf zurück, dass ein einzelner Aktionär auf der Hauptversammlung vom 29. Juli 2022 zufällig die Versammlungsmehrheit auf sich vereinigen konnte und mit seiner Mehrheit die vorgeschlagene Kapitalerhöhung blockierte sowie den Aufsichtsrat vollständig ersetzte.

Vorstand und Aufsichtsrat hatten der Hauptversammlung vorgeschlagen, das Grundkapital der Gesellschaft gegen Bareinlage von 1.541.310,00 € um bis zu 8.458.690,00 € auf bis zu 10.000.000,00 € zu erhöhen. Mit den dafür gewonnenen Investoren war die Entwicklung eines eigenen Immobilienportfolios abgestimmt. Erste Projekte sollten die „Seniorenresidenz Waldblick“, die Übernahme einer Gesellschaft mit einem Bestand vermieteter Wohnimmobilien und Sanierungsobjekten in Chemnitz/Sachsen sowie die Beteiligung an der Entwicklung eines Immobilienprojektes im sächsischen Zwickau sein.

Mit der Stimmenmehrheit des einzelnen Aktionärs beschloss die Hauptversammlung der advides AG vom 29. Juli 2022 jedoch ohne nachvollziehbare Gründe, das Grundkapital der Gesellschaft lediglich um bis zu 1.541.310,00 € zu erhöhen. Der Vorstand setzte diesen Beschluss mit allen erforderlichen Maßnahmen wie der Veröffentlichung eines Wertpapier-Informationsblattes gemäß § 4 Wertpapierprospektgesetz um. In Anbetracht der unzureichenden Eigenkapitalausstattung konnten aber die geplanten Projekte Investoren nicht mehr plausibel dargestellt werden.

Verhindert wurde auch die Wiederwahl des langjährigen Aufsichtsrates bestehend aus dem Vorsitzenden Terry Brinker, seiner Stellvertreterin Weronika Sliwa, vormals Zelazna, und Thoralf Schapke, um einen neuen Aufsichtsrat aus dem persönlichen Umfeld des Aktionärs ins Amt zu bringen.

Von den drei neu gewählten Aufsichtsräten verzichtete bereits vier Tage nach der Hauptversammlung am 2. August 2022 ein Mitglied auf sein Mandat. Am 6. Januar 2023, drei Tage vor dem Beginn des Überbezugsangebotes der laufenden Kapitalerhöhung, trat schließlich auch der Vorsitzende des Aufsichtsrates zurück. Vor diesem Hintergrund musste auch die eingekürzte Kapitalmaßnahme scheitern.

Nach dem ersten Rücktritt aus dem neugewählten Aufsichtsrat am 2. August 2022 bestellte das Registergericht auf Grund eines Antrages eines Aktionärs am 7. November 2022 nach § 104 Abs. 1 AktG die Wirtschaftsjuristin Weronika Sliwa zur Aufsichtsrätin der advides AG. Auf den Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden vom 6. Januar 2023 bestellte das Registergericht am 9. März 2023 den früheren Vorsitzenden des Aufsichtsrates Terry Brinker als Mitglied des Aufsichtsrates. Terry Brinker verstarb am 21. März 2023 unerwartet, so dass eine erneute Bestellung durch das Gericht notwendig wurde. Die erfolgte nun am 19. Juni 2023 mit der Bestellung von Thoralf Schapke.

Die enorme zeitliche Verzögerung erklärt sich dadurch, dass zu jedem Ergänzungsantrag jeweils ein Antrag aus dem Kreis des Mehrheitsaktionärs der Mitgliederversammlung vom 29. Juli 2022 vorlag und zu jedem Vorschlag die Beteiligten durch das Gericht um Stellungnahme gebeten wurden.

Der Aufsichtsrat wird sich kurzfristig konstituieren und gemeinsam mit dem Vorstand die Arbeit wieder aufnehmen. Zuerst ist dabei über die zukünftige Ausrichtung der advides AG und die dafür erforderlichen Maßnahmen zu entscheidenden.